Für unsere Verstorbenen: Waves of Memories

Es ist wieder ein Orchesterstück geworden: Waves of Memories heißt meine neueste Komposition. Mit ihr beende ich endlich ein Projekt, das ich schon vor mehr als drei Jahren begonnen hatte. Ich möchte es allen unseren lieben Verstorbenen widmen, die in unseren Erinnerungen immer lebendig bleiben.

Schon 2018 stand die grobe Struktur des Stücks, erst drei Jahre später nahm ich mir das Projekt wieder vor – noch nicht ahnend, dass es dann doch mindestens eine Wendung nehmen würde. Denn begonnen hatte alles vor Jahren mit einem Celli-Ostinato, dazu kamen dann die schon damals wellenartigen Streicher. Doch das Ostinato wanderte letztlich zu den Bratschen, leise gedoppelt durch das Fagott (ganz am Ende übernimmt es das Fagott allein) und rückte gleichzeitig als eher leiser Motor des Stücks in den Hintergrund. Stattdessen kam zuerst das Klavier in führender Rolle dazu (später gedoppelt durch die Violinen), dann als letzte Wendung kurz vor Fertigstellung erst die Posaunen und Trompeten, die abseits der sich wiederholenden Wellen eine sich verändernde musikalische Linie bilden, die auf den Höhepunkt zustreben.

In welchem musikalischen Höhepunkt das Stück mündet, war auch lange nicht klar, bis es sich aus der Zusammenführung der Trompeten, die kurz vor dem Mittelteil die Posaunen ablösen, und dem Klavier sowie den Violinen quasi automatisch ergab. Für eine weitere emotionale Ebene entschied ich mich diesmal auch, eine Solo-Frauenstimme dazuzunehmen, bisher in meinen Stücken habe ich mich nur auf Chorklänge beschränkt.

Fängt „Waves of Memories“ doch recht düster an mit den Klarinetten, Celli und Kontrabässen, so hellen doch die Flöten, die sich steigernde Linie der Posaunen und Trompeten und das einsetzende Schlagwerk die Stimmung mehr und mehr auf. Gleichzeitig wird aber eine immer drängendere Sehnsucht spürbar, die letztlich auf dem Höhepunkt wie eine große Welle am Felsen aufbricht. Das Ende wartet mit viel Wärme auf, die sich aus dem Summen des Chores, den tiefen Streichern und vor allem auch den Klarinetten speist. Letztere treffen dann ganz am Ende wieder auf die Posaunen und liefern sich ein kleines Duett mit versöhnlichem Ende…

Der wellenartige Charakter des Stücks wird betitelt („Waves“) – genauso aber die Erinnerungen (Memories). Und es dürfte wohl kaum emotionalere Erinnerungen geben als die an unsere Verstorbenen. Denn in diesem Prozess des Erinnerns steckt ja immer die unerfüllbare Sehnsucht, den lieben Menschen, den man verloren hat, nochmal sprechen, nochmal berühren zu können. Doch auch wenn diese Sehnsucht unerfüllbar ist, so können doch eben Erinnerungen diesen Menschen lebendig halten.

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